Bei unsereren Streifzügen durch Berlin entdeckten wir neulich den reizvollen, kleinen nördlichen Ausgang des (S-)Bahnhofs Priesterweg: Typisch sachlicher Stil der Moderne, 1928 von Günther Lüttich erbaut, heute ein Denkmal.
Ich finde: Ein guter Drehort für eine typische Erich-Kästner-Verfilmung à la „Emil und die Detektive“ oder „Pünktchen und Anton“, da die Handlung genau in die Zeit passt und der Schreibstil des Autors mir ebenso schön sachlich, klar und irgendwie kompakt erscheint wie dieses Gebäude!
Übrigens: Die farbigen Fenster erinnern an Bruno Taut (1880-1938), der in Berlin unter anderem durch die „Hufeisensiedlung“ (in Britz) und die Waldsiedlung „Onkel Toms Hütte“ (in Zehlendorf) bekannt wurde…
Interessant auch die an Art Déco-Muster erinnernden Decken im Empfangsbereich des Bahnhofs…
Sehr aufschlussreich in der Frage, warum der Bahnhof quasi im Niemandsland (umgeben von Kleingärten) liegt, ist dieser Artikel eines professionellen Architektur-Journalisten.
Darin stieß ich auf die mir bislang unbekannte Tatsache, dass die Wohnungen am Grazer Damm (in der Nähe des Priesterwegs) von den Nazis erbaut wurden, was mich ein bisschen schockiert hat.
Ich finde die Unterschiede zum „Neuen Bauen“ der Zwanziger Jahre oder auch zu den Nachkriegsbauten der 50er Jahre schwer zu erkennen!
Gott sei Dank fand ich diesen Beitrag vom Mieterverein, der Aufklärung bringt:
Dort ist unter anderem zu lesen, dass die Wohnsiedlungen des Dritten Reichs auf den ersten Blick nicht eindeutig ihrer Zeit zuzuordnen sind.
Außerdem noch ein paar andere interessante Infos:
Dass die gesamte Bauhaus-Bewegung von den Nazis abgelehnt wurde, war mir bekannt. Nicht aber, dass sie eine Vorliebe für die so genannte „Heimatschutzbewegung“ hatten, zu der steile Dächer, Klappläden und ähnliches gehörte.
Dieses ländliche Bauen, das „die gute alte Zeit“ repräsentieren sollte, war aber für die geplante „Welthauptstadt Germania“ keine Lösung, also griff man auf den „heroischen Stil“ zurück,
„der schon in den Jahrzehnten zuvor viele Anhänger gefunden hatte, heute aber gemeinhin als die „Nazi-Architektur“ gilt: wuchtig schwere Baumassen in kantigen, klassizistischen Formen und straffe Achsen mit monotonen Reihungen, die das große Ganze übermächtig, den Einzelnen aber klein und bedeutungslos erscheinen lassen sollen.“
Und dazu gehört eben auch die Siedlung am Grazer Damm, die von wuchtig schweren Baumassen geprägt ist.






Amazingly modern design for the time it was built…..
Nice article, thank you!!!!