Tour durch das Zooviertel in Wuppertal-Elberfeld

Wuppertal, eine unterschätzte Stadt?

Um ehrlich zu sein: In meinem Bekanntenkreis gilt Wuppertal nicht gerade als eine der attraktivsten Städte Deutschlands. Doch schon Tom Tykwer setzte seine Heimatstadt in seinem im Jahr 2000 erschienenen Film „Der Krieger und die Kaiserin“ gekonnt in Szene. Noch immer habe ich Bilder von friedvoll anmutenden grünen Hängen im Kopf. 🙂

Für architekturinteressierte Menschen ist das nicht weit von Düsseldorf entfernte Industrie-, Wirtschafts-, und Kulturzentrum des Bergischen Landes tatsächlich eine sehr spannende Stadt: 4500 Baudenkmäler sind hier zu bestaunen, alle Stile von Neoklassizismus bis Jugendstil sind vertreten.

Karte zum Download: Hier.

Es ist schon ein paar Wochen her, da haben wir uns einen kleinen Teil davon vorgenommen, Elberfeld-West. Der Herzallerliebste hatte auf der Tourismus-Webseite eine Karte zum Download gefunden: Einen Spaziergang durch das Zooviertel, veranschlagte Zeit 90 Minuten.

Das Zooviertel wurde als Villenviertel um den 1881 gegründeten Zoo geplant. Es sollte den Unternehmern und Angestellten der damaligen selbstständigen Stadt Elberfeld Ruhe und Erholung bieten.

Mitte des 19. Jahrhunderts gehörte Wuppertal (bzw. die damals noch nicht vereinigten Städte Barmen und Elberfeld) nämlich aufgrund der Frühindustrialisierung zu den reichsten Orten Deutschlands und die Unternehmer ließen hier prachtvolle Wohnhäuser errichten.

Zoo Wuppertal
Zoo-Gaststättengebäude

Drei besondere Highlights

Das gesamte Zooviertel steht als Quartier unter Denkmalschutz und tatsächlich steht ein schönes Haus neben dem anderen. Wir finden hier Anklänge des Historistischen, des Jugendstils, der Moderne und des Bergischen Stils. Als besondere Highlights möchte ich folgende Häuser vorstellen:

1. Die Villa an der Annenstraße als frühe Vertreterin des Jugendstils in Wuppertal. Die florale Ornamentik sieht doch wirklich toll aus! 🙂

Villa, erbaut 1902

2. Haus Mook an der Freyastraße als „typisches Beispiel für großbürgerliches Wohnen in der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg. Es wurde nach Entwürfen des Architekten Friedrich Siepermann (1891 – 1971 ) errichtet. Seine Bauten (…) weisen neben regionalen Einflüssen, die sich häufig an der Verwendung ortsüblicher Materialien festmachen lassen, auch zeittypische, damals hochmoderne Elemente auf.“ (Beschreibung in der Denkmalliste der Stadt Wuppertal) Hier also ein Haus mit Elementen des „Neuen Bauens/der Neuen Sachlichkeit“, ziemlich schlicht und von der Grundform her symmetrisch gehalten.

Haus Mook, erbaut 1928

3. Die Wohnhäuser an der Freyastraße, quasi schräg gegenüber vom Haus Mook gelegen. Die Nummern 47,49,51 und 53 bilden eine Häusergruppe, die in neubergischen Formen errichtet wurden. Wir erinnern uns: Der Bergische Dreiklang tauchte schon mal in dem Blogeintrag zum brutalistischen Dom in Velbert-Neviges auf. 😀 Er bedeutet: schwarze Wände, grüne Läden, weiße Wände und am besten noch ein graues Schieferdach. Hier ist die Anlehnung an die bergische Tradition deutlich zu erkennen:

„Jedes einzelne der Häuser ist ein qualitätvolles und typisches Beispiel des sog. Bergischen Heimatstils, der sich, von wenigen schmückenden Elementen abgesehen, um Schlichtheit bemühte und damit auf das Prunkbedürfnis der vorangegangenen historistischen Architektur reagierte. Der Bergische Heimatstil war vom Grundgedanken geprägt, die Tradition bergischer Baukunst aus der Zeit bis 1800 wieder neu zu beleben. Daher erklärt sich die Verwendung aus dem Barock stammender Formen, vor allem der auffällig geschweiften Giebel, und das Miteinander von Schiefer, Putz und Holz.“ (Beschreibung in der Denkmalliste)

Eine Schönheit nach der anderen

Ansonsten lasse ich heute mal die Bilder für sich sprechen. 😀

Spektakulärer Eingang des Highlights Nr. 1, der Villa an der Annenstraße

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem komplett unter Denkmalschutz gestellten Viertels! Es gibt noch viele andere tolle Häuser, die man bestaunen kann.

Fazit: Man ahnt manchmal nicht, was manche Städte an verborgenen Schönheiten besitzen! Wobei man hier nicht wirklich von Verborgenheit sprechen kann, die Schönheiten sind ja auf den ersten Blick sichtbar. 😉

Diese Tour ist wirklich zu empfehlen! 🙂

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