Gestern war wieder einmal der „Tag des offenen Denkmals“, eine wunderbare Gelegenheit, Häuser und Gebäude zu besichtigen, in die man sonst nicht ohne Weiteres hereinkommt. Ich hatte mir das Dreischeibenhaus in Düsseldorf ausgesucht, ein Gebäude, das allein schon wegen seiner Höhe (94 Meter) ins Auge sticht, aber natürlich noch mehr aufgrund seiner filigranen, Leichtigkeit ausstrahlenden Form! Dort konnte ich an einer tollen Führung teilnehmen.


Symbol des Wirtschaftswunders
Erbaut wurde es in den Jahren 1957 bis 1960, nach einem Entwurf der bekannten Architekten Hentrich und Petschnigg (HPP), die den damaligen Wettbewerb gewannen und damit ihren großen Durchbruch hatten. Sie orientierten sich seinerzeit am amerikanischen Städtebau des Bauhausarchitekten Mies van der Rohe, „setzten aber mit der nie wiederholten Dreischeiben-Form den Vorbildern einen neuen individuellen Entwurf entgegen“ (S.39 Architekturführer Düsseldorf von Roland Kanz, Jürgen Wiener). Das Gebäude wurde ursprünglich für die Phoenix-Rheinrohr AG, die später in Thyssen aufging, als Büro- und Verwaltungsgebäude errichtet. Daher stammt auch der andere, (damals) gebräuchliche Name: „Thyssen-Haus“ oder „Thyssen-Hochhaus“.
Der Baukörper ist gegliedert in drei gegeneinander versetzte schmale Scheiben. Die Stahl-Glas-Konstruktion umweht für mich ein Hauch „Amerika-Feeling“ der 1950er/1960er-Jahre, zumindest das, was ich mir darunter vorstelle, bzw. was sich in meiner Fantasie als Vorstellung davon gebildet hat. Jedes Mal, wenn ich daran vorbeikomme, erinnert es mich zum einen an das UNO-Hauptquartier in New York, zum anderen an verschiedene Filme in meiner Kindheit. Diese sind zwar in den 1960ern entstanden, also in einer Zeit, in der ich noch nicht geboren war, aber sie wurden in den 1980er Jahren öfter im Fernsehen wiederholt. Bevorzugt habe ich dabei Doris Day und Rock Hudson im Kopf, die in ähnlichen Gebäuden wie dem Dreischeibenhaus Büros aufsuchten oder auch schicke Appartments hatten, so ganz genau weiß ich es nicht mehr. 😉
Ensemble mit dem Schauspielhaus

Das Dreischeibenhaus bildet gemeinsam mit dem benachbarten Schauspielhaus ein kontrastierendes Ensemble. Jenes wurde zwischen 1965 und 1970 nach einem Entwurf von Bernard Pfau erbaut. Die geschwungenen Fassadenteile sollten „ein Höchstmaß an formaler Eigenständigkeit gewinnen“ (Architekturführer Düsseldorf S.40) und die Unterschiedlichkeit der beiden Häuser, das eher Lineare-Klare und daneben das Runde und Geschwungene, wirkt wirklich ausgesprochen attraktiv.
Seitdem das Areal durch das städtebauliche Projekt namens „Kö-Bogen II“ erweitert wurde, tritt das Ensemble aus Schauspielhaus und Dreischeibenhaus noch mehr hervor. Die Sichtachse, die entlang der begrünten Fassade des Kö-Bogen II (Vorbild: Das New Yorker Lincoln Center) geht, lässt die beiden Gebäude erstrahlen. Fast so, als würden sie im Scheinwerferlicht auf einer Bühne stehen. 😉


Modernisierung durch HPP Architekten
Im Jahr 2011 zog Thyssen in die neu errichtete Konzernzentrale („thyssenkrupp Quartier“) im Essener Westviertel und das Dreischeibenhaus wurde an die Momeni Projektentwicklung GmbH verkauft. Diese ließ es durch die ursprünglichen Architekten „revitalisieren“, wie uns der nette Guide bei der Führung erklärt. Die Lobby im Erdgeschoss ist bereits eine Augenweide… Hier ist alles noch genauso wie vor 63 Jahren. Leider habe ich den Namen des Künstlers der ins Auge stechenden Skulptur vergessen.





Irgendwo in einer der oberen Etagen
Der Guide fährt uns zunächst in den Keller, wo sich die Tiefgarage befindet. Er erklärt, dass das Dreischeibenhaus von der Tunnelstraße aus eine eigene Einfahrt hat. Spannender als den Keller finde ich persönlich den Einblick in eine der oberen Etagen, ich glaube, es war die 22. Etage.
Wir werden mit dem Aufzug hochgefahren und wie das immer so ist in Hochhäusern, ist der Blick nach draußen unfassbar spektakulär. Alle, die bei der Führung teilnehmen, rufen beeindruckt „Ah“ und „Oh“ beim Ausblick durch die großen Fenster.





Dachterrasse
Das Einzige, was diesen Blick noch toppen kann, ist der Blick, den man zwei weitere Etagen höher hat: In der 24. Etage befindet sich eine Dachterrasse, was man von unten gar nicht sehen kann. Diese ist offenbar eine Erholungsplatz für die Menschen, die hier arbeiten, hier gibt es zumindest eine Bar(ausstattung) und bequeme Loungesessel.


Ich bin wirklich beeindruckt, ich finde die Aussicht noch besser als vom Rheinturm, dem Fernsehturm Düsseldorfs, mit 240,5 Metern Höhe das höchste Bauwerk der Stadt. Und zwar deshalb, weil sich das Dreischeibenhaus an einem zentraleren Ort befindet, quasi mitten in der Stadt, so dass man in alle Richtungen einen guten Blick hat.



In diesem Sinne ein Hoch auf den Tag des offenen Denkmals! Leider konnte der Allerliebste nicht teilnehmen und es war mit 30 Grad Außentemperatur ein bisschen zu heiß für weitere Besichtigungen. Aber der nächste Tag des offenen Denkmals kommt bestimmt! 🙂
Weitere Infos zum Dreischeibenhaus
- Wikipedia: Dreischeibenhaus
- Dreischeibenhaus
- German Architects


Hinterlasse einen Kommentar