Klostergebäude St. Sebastian in Neuss

Am schönsten finde ich es ja, ganz zufällig ein interessantes Gebäude zu entdecken, also ohne vorher davon gewusst zu haben. Als ich kürzlich durch Neuss schlenderte, sah ich hinter der – übrigens auch sehr netten – roten Kirche St. Sebastian ein weißes Gebäude aus Beton aufblitzen. In meinem Kopf ploppten hochtrabende Assoziationen auf: Bauhaus – International Style – Tel Aviv – Weiße Moderne – und gespannt betrat ich die kleine Seitenstraße. Ein Schild am Haus informierte mich darüber, dass es sich um ein Kloster der katholischen Gemeinschaft „Familie Mariens“ handelt.

Zuhause erfuhr ich dank des Internets mehr: Die ursprüngliche Kirche St. Sebastianus wurde zwischen 1718 und 1720 erbaut und gehörte zu einem angrenzenden Dominikaner-Kloster. Beides wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Die Kirche wurde jedoch aufgrund des Engagements Neusser Bürgerinnen und Bürger 1955 bis 1956 wiederaufgebaut. An der Stelle des Klosters errichtete das Architektenehepaar Schürmann 1961 ein neues Kloster in damaliger zeitgenössischer Formensprache. Joachim (1926-2022) und Margot (1924-1998) Schürmanns Vorbilder waren tatsächlich Ludwig Mies van der Rohe, Alva Aalto und Le Corbusier (hier bei www.strassedermoderne.de nachzulesen). Zwar kann man das Kloster nur von außen betrachten, aber hier bei www.db-bauzeitung.de kann man zumindest ein Foto vom Inneren sehen.

Ist das nicht toll? Da steht so mir nichts, dir nichts in einer Stadt mit 150.000 Einwohnern ein solches Haus herum, um es mal etwas lapidar zu sagen. Und eine Architektin, die bereits ab den 1950er-Jahren aktiv gearbeitet hat, ist natürlich auch etwas Besonderes (hier bei www.stylepark.com wird sie in einem Portrait vorgestellt). Fazit: Manchmal muss man gar nicht so weit fahren, um etwas Spannendes zu entdecken. Tolle Dinge gibt es oft auch in der näheren Umgebung.

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